
1. Lily
1. Lily
Eigentlich ist mein Name ja Minda.
Aber, den mag ich nicht sonderlich.
Deswegen habe ich mir selbst einen Spitznamen gegeben. Moon. Auch wenn ich nicht genau weiß, warum. Er gefällt mir halt.
Und noch etwas muss ich euch sagen.
Ich bin eine Lovegood!
Aber bitte bewertet mich nicht DANACH. Ich...bin nicht wie der Rest der Familie. Nicht wie meine große Schwester Luna, und auch nicht wie mein Dad. Man könnte mich als...extremst normal bezeichnen. Na gut, nicht völlig normal. Aber normaler als der Rest halt.
Klar, ich bin eine Hexe. Dazu bin ich ein Animagus, und das, seitdem ich denken kann. Ich weiß, das hört sich seltsam an. Schließlich muss man es ja lernen sich in ein Tier zu verwandeln. Aber...ich konnte das schon. Ich weiß nicht wieso, warum oder weshalb...es war halt so und Punkt!
Das Ganze fing glaub ich an, als ich in der dritten Klasse war. Irgendwann, ziemlich am Anfang des Schuljahres war es, als ich in der Bibliothek war, um Informationen für einen Verwandlungsaufsatz zu suchen. Und diesen Aufsatz zu schreiben. Ich bin nicht sonderlich gut in der Schule und irgendwie schaffe ich es so gut wie jeden Zaubertrank zum Explodieren zu bringen. Ich glaube manchmal, dass würde ich auch mit Suppen schaffen.
Ach, ich komme vom Thema ab. Also. Ich saß an einem Tisch, Über meine Bücher gebeugt und versuchte irgendetwas zusammenzuschreiben, was mir aus oben genannten Gründen relativ schwer fiel.
„Entschuldige, kann ich mich zu dir setzen?“
Erstaunt blickte ich auf. Normalerweise wurde ich ignoriert, so weit es irgendwie ging. Deswegen war ich um so erstaunter das Mädchen aus Slytherin vor mir stehen zu sehen, welches ungefähr zwei Jahre älter war als ich. Kurz blickte ich mich auf dem Tisch um, auf dem diverse Bücher verteilt lagen, von denen ich die meisten eh nicht beachtete.
„Ähm...klar“, meinte ich und räumte einige der Bücher zur Seite, sodass Platz für das Mädchen war. Mit einem dankbarem Lächeln setzte sie sich auf einen Stuhl und begann zu arbeiten. Kurz betrachtete ich sie noch, dann wurde mir klar, dass ich ja bis morgen den Aufsatz haben musste, und eigentlich noch gar nichts gemacht hatte, deswegen beugte ich mich wieder darüber und begann zu schreiben.
Einige Minuten später saß ich immer noch darüber, war aber nicht sonderlich viel weitergekommen und war dazu übergegangen irgendetwas auf den Pergamentrand zu kritzeln. Ich hatte es völlig aufgegeben, etwas Sinnvolles zusammenzuschreiben, da hörte ich wieder die Stimme des Mädchens:
„Sag mal, brauchst du Hilfe?“ Erstaunt blickte ich auf und sah in ihre grauen Augen, die mich belustigt beobachteten.
„Ähm...also...“ Mein Blick fiel wieder auf mein Pergament und ich schluckte „Etwas Hilfe wäre bestimmt nicht schlecht“ meinte ich achselzuckend.
Das Mädchen lachte :„Lass mal sehen“. Sie hob die Hand über den Tisch und ich gab ihr meine Pergamentrolle.
Im Grunde war es doch eigentlich so, dass Gryffindors und Slytherins sich nicht sonderlich gut leiden konnten, oder hatte ich da irgendetwas nicht mitbekommen? Aber dennoch saß dieses Mädchen hier vor mir und las mit einem Grinsen auf den Lippen meine paar Notizen durch. Nicht, das ich etwas dagegen hatte, wenn man mir half, ich wunderte mich einfach nur.
„Irgendwie erbärmlich“ war der Kommentar des Mädchens zu meinen Notizen. Ein Stein plumpste in meinen Magen, auch wenn ich zum selben Ergebnis gekommen wäre wie sie. Aber das von einem anderen Schüler zu hören war irgendwie erniedrigend.
„Ich...ich weiß“ antwortete ich also kleinlaut.
Aber bevor ich noch etwas sagen konnte hatte sie schon damit angefangen die Bücher, die aufgeschlagen vor mir lagen an sich zu ziehen und durchzulesen, worum es überhaupt ging. Das war nämlich aus meinen ersten Sätzen überhaupt nicht hervorgegangen.
„Guck mal“ meinte sie schließlich, strich sich eine der schwarzen Locken aus dem Gesicht und reichte mir ein Buch, den Finger auf eine Seite gelegt.
Vielleicht wäre es nun an der Zeit sie vom Aussehen her zu beschreiben, und vielleicht mich auch.
Sie war groß, schlank, hatte lange schwarze, leicht gewellte Haare und graue Augen. Ich persönlich empfand sie als relativ hübsch. Außer war sie wahrscheinlich in der fünften Klasse und, wie ich schon erwähnt hatte, eine Slytherin.
Ich bin eine Griffendor und war zu jener Zeit 13 Jahre alt. Meine Haare waren ebenfalls schwarz, allerdings mit einem leichtem Blauton und vollkommen glatt. Meine Haut ist relativ blass, was daran liegt, dass ich lieber nachts unterwegs war, anstatt am Tag, und die Sonne mied, soweit sich das arrangieren ließ. Meine Augen hatten einen relativ dunklen Olivton. Wenn ich stand war ich wohl um ein Stückchen kleiner als sie. Aber okay, das wars erst mal an Beschreibung.
Ich nahm das Buch in Empfang und las den Absatz durch, auf dem ihr Finger gelegen hatte. Einen Moment lang verstand ich nicht genau, was sie mir hatte damit sagen wollen, aber langsam ging mir ein Licht auf. Mit einem Grinsen im Gesicht reichte sie mir mein Pergament wieder und ich begann damit, darauf loszuschreiben, während sie mir hin und wieder Tipps und Ratschläge gab und mir zusah.
So verging die Zeit relativ schnell, ohne das ich viel davon bemerkte.
„Oh Gott, es wird schon dunkel“ Ich blickte auf und sah aus dem Fenster der Bibliothek. Sie hatte recht. Erstaunt setzte ich mich gerade hin und blickte aus dem Fenster. Und dann auf mein Pergament. So einen langen Aufsatz hatte ich schon seit....hatte ich noch nie geschrieben
„Tut mir leid, ich muss weg“. Das Mädchen stand auf und nahm ihre Bücher vom Tisch. Ich stand ebenfalls auf
„Ich glaube eh, dass das der McGonagal reicht., Sonderlich viel ist sie von mir nicht gewohnt“. Verlegen grinste ich und sammelte meine Bücher vom Tisch auf, um sie in die Regale zurückzustellen. „Danke für deine Hilfe“.
Das Mädchen lächelte und begann damit, die richtigen Regale für die Bücher von uns beiden zu suchen.
„Kein Problem, hat Spaß gemacht.“ Sie stellte einige Bücher weg, während ich mein Pergament in meine Tasche steckte.
„Jedenfalls hast du mir meinen Hals gerettet“
„So schlimm?“
„Nicht nur in Verwandlung...“ Ich seufzte. „Ich bin glaube, ich die unbegabteste Schülerin, die diese Schule je gesehen hat.“
Das Mädchen lachte. „Ach Quatsch. Es gab bestimmt schon schlimmere als dich. Außerdem hast du es ja in die...dritte Klasse geschafft, oder? Und wenn du willst kann ich dir öfter helfen. Sonderlich viel zu tun habe ich ohnehin nicht!“
Dankbar strahlte ich sie an „Das wäre einfach Klasse!“ Ich hob meine Tasche auf die Schultern und stellte das letzte Buch weg.
„Dann also abgemacht? Morgen nach der letzten Stunde wieder hier?“ Ich nickte. „Und darf ich noch den Namen meines Schützlings erfahren?“
„Ich bin Moon.“
„Das ist ein ungewöhnlicher Name“, fragend blickt sie mich an.
„Eigentlich Minda Lovegood, aber ich mag den Namen nicht. Also einfach Moon?“, bittend blickte ich das Mädchen an. Sie nickte
„Gut, also Moon. Ich bin Lily. Und wenn du den ganzen Namen wissen willst. Lily Black“
Obwohl ihr Nachname mir irgendetwas sagte, wusste ich nicht genau was, und so verabschiedeten wir vor der Bibliothek und gingen in unterschiedliche Richtungen davon.
2. Holly
Die Nächsten Wochen waren wirklich wunderbar für mich. Meine Noten wurden merklich besser und mit Lily freundete ich mich recht gut an. So trafen wir uns nach einer Weile nicht nur um mir beim lernen zu helfen sondern auch an anderen Orten des Schlosses und redeten miteinander. Einfach so. Zum Spaß. Es tat gut eine Freundin gefunden zu haben. Die meisten anderen in meiner Jahrgangsstufe mochten mich nämlich nicht wirklich. Keine Ahnung, woran das lag, jedenfalls hatte ich die ersten beiden Jahren an der Schule kaum welche. Und Lily war freundlich. Ich kam gut mit ihr zurecht.
Es war Herbst geworden und ich ging, die Händen in den Manteltaschen gesteckt, am See entlang, um die letzten Sonnenstrahlen aufzufangen. Ja, ich weiß, ich habe gesagt, ich meide die Sonne so gut ich es kann, aber im Herbst zieht es mich manchmal raus. Zu dieser Jahreszeit war ich gerne am See unterwegs, um ein wenig auszuspannen.
Mein Blick war in den Himmel gerichtet und beobachtete verträumt die Wolken, als etwas begann an meinen Zehen zu knabbern. Dazu muss man sagen: Es war ein warmer Tag und ich hatte meine Schuhe irgendwo anders abgestellt, weil ich gerne mit nackten Füßen durch das Gras lief.
Erstaunt senkte ich den Blick und sah ein Hundewelpen, welches zwar nicht sonderlich alt, dafür aber schon recht groß war, an meinen Füßen sitzen, und eben an meinen Füßen knabbern.
„KILLER! AUS!“ hallte eine Stimme über das Gelände, und ich vermutete wage, das mit „Killer“ der schwarze Welpe zu meinen Füßen gemeint war. Ich blickte auf, um nach den Besitzer der Stimme zu suchen.
Ein Mädchen, vielleicht ein Jahr älter als ich mit blonden Haaren und blauen Augen kam auf uns zugerannt und sah den Hund sauer an.
„Du dummer, kleiner...“weiter kam sie leider nicht, da sie kaum war sie vor mir angekommen über irgendetwas stolperte und mich mit sich zu Boden riss, bevor sie noch etwas anderes hinzufügen konnte, was Killer war.
„Au“, murmelte ich und blickte sie an, die direkt über mir lag.
„Oh je...“, sie rollte von mir runter und stand auf „Das...das wollte ich nicht!“ Sie streckte mir die Hand hin, um mir auf die Beine zu helfen „Hast du dir wehgetan?“
Ich schüttelte den Kopf. Dass ich eben ‚au’ gesagt hatte, hatte eigentlich nur den Grund gehabt, weil sie eben auf mir gelegen hatte. Insgesamt ging es mir eigentlich relativ gut
„Gut...tut mir wirklich leid!“ Sie schnappte den Welpen am Halsband, der zwischenzeitlich von uns weggeschlüpft war, und so nicht mit von ihr begraben worden war. Vorwurfsvoll sah sie ihn an „Mensch Killer, kannst du nicht einfach mal hören. Einfach so auf fremde Menschen zustürmen. Wenn du so weitermachst muss ich dich zu Dad zurückschicken!“ Es lag ein seltsamer Ausdruck in ihren Augen, der mich glauben ließ, das sie es nicht so meinte, wie sie es sagte. Schließlich blickte sie auf, hielt den Hund aber noch immer am Halsband fest, wobei sie sich aufgrund der Größe des Hundes nicht sonderlich weit bücken musste. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Hund, wenn er wollte, sich von ihr nicht halten lassen würde.
„Tut mir leid.“, wiederholte sie mit einem schwachen Grinsen im Gesicht.
„Das hast du schon einmal gesagt.“, lies ich sie wissen und lächelte „Aber es ist schon okay, ist ja nichts passiert!“
„Gut..“, murmelte sie und sah sich verlegen um, „Ich bin übrigens Holly“ Sie streckte die Hand, mit der sie nicht den Hund festhielt vor um meine zu schütteln.
„Ich bin Moon.“ Ich schüttelte ihre Hand.
Wie schon Lily vor ihr blickte sie mich fragend an
„Komischer Name.“
Ich seufzte. Diese beiden Worte verfolgten mich schon mein ganzes Leben lang, wenn ich mich vorstellte. Vielleicht sollte ich mir doch angewöhnen, meinen normalen Namen zu sagen, wenn ich mich vorstellte? Nein, darauf hatte ich absolut keine Lust. Da erklärte ich lieber...besser als Minda.
„Ein Spitzname. Ich heiße eigentlich Minda, aber den Namen mag ich nicht. Also Moon, du verstehst?“ Einen Moment lang sah mich Holly fragend an, dann grinste sie und nickte.
„Kay!“
Plötzlich machte er Hund einen Sprung nach vorne. Holly war darauf nicht vorbereitet gewesen und wurde von den Beinen gerissen. Leider war ich das Ziel des Tieres, und auch ich war darauf nicht vorbereitet gewesen. Schon lag ich, das zweite mal in ein paar Minuten auf meinem Rücken, diesmal mit einem paar Hundepfoten auf meinen Schultern und einer Hundeschnauze im Gesicht.
„Ihhh...“, war alles was ich sagen konnte, als Killer begann mich abzuschlecken
„Killer...“ Holly klang verzweifelt, leider konnte ich sie nicht sehen, da mein ganze Sichtfeld von einer großen, klebrigen Zunge bedeckt war. „Runter da.“ Es folgte ein kleines Gerangel und schließlich wurde der Hund von mir heruntergezogen und ich wischte mir angeekelt über das Gesicht
„Das musste nicht sein.“, murmelte ich und setzte mich auf. Holly rang mit dem Hund, der hechelnd vor mir saß, aber immer wieder versuchte einen neuerlichen Überfall auf mich zu starten.
„Tschuldigung, tschuldigung!“ Holly zog den Hund noch ein Stückchen weiter weg von mir, was ihm anscheinend nicht wirklich gefiel.
„Was für ein Köter.“ Ich blickte den Hund an. Ich mochte Hunde. Wirklich! Schließlich waren diese Tiere sozusagen mit meinem Animagustier verwandt. Und der Hund schien mich zu mögen, was mir persönlich doch etwas zu weit ging.
Okay, wenn ich verwandelt war, benahm ich mich zumeist auch etwas....anders als normal. Manchmal war es, als würde ich einen völlig ausgewechselten Charakter haben, wenn ich verwandelt war, ich sprang auch zu gerne Menschen an und schleckte ihnen übers Gesicht.
Mit dieser Überlegung im Kopf konnte ich Killer sogar verstehen
„Normalerweise ist er nicht so zu Fremden.“, meinte Holly und stemmte die Füße in den Boden, um den Hund zurückzuhalten. „Also, er ist auch offen und so, aber er springt die nicht einfach so an. Kannst du aufstehen?“ Ich nickte und stemmte mich auf die Beine.
„Weißt du was, wir bringen ihn einfach wieder zurück zu Hagrid. Er darf nämlich nicht ins Schloss, deswegen kümmert Hagrid sich um ihn. Killer kommt auch recht gut mit Fang zurecht.“ Sie lächelte.
Ich kannte den Wildhüter des Schlosses kaum, eigentlich nur als etwas tollpatschigen Lehrer für Pflege und Aufsicht magischer Geschöpfe, deswegen zuckte ich nur mit den Schultern und nickte „Wäre wohl besser, wenn ich nicht noch einmal so eine Schlabberattacke abbekommen muss“ Ich grinste
„Okay, geh du einfach vor...ich glaube er wird dir nur zu gerne folgen.“ Misstrauisch blickte sie zu Killer hinunter.
Ich nickte, drehte mich um und machte mich auf den Weg zur Hütte des Wildhüters.
Zu sagen, dass der Weg ereignislos verlief wäre glatt gelogen gewesen.
Immer wieder schaffte Killer es, sich von Holly loszureißen, und mich von hinten anzufallen, sodass ich diese Male, da ich nicht rückwärts in Richtung Hütte ging, sondern mit den Rücken zu den Beiden, auf dem Gesicht landete. Nach ein paar Minuten sah ich wahrscheinlich ziemlich zerzaust aus, und einmal hatte Killer es sogar geschafft, mich in ein Schlammloch zu stoßen, weswegen mein Gesicht, meine Haare und meine Kleidung einen wunderschön schlammigen Ton abbekommen hatten.
Aber insgesamt machte es Spaß. Gut, mein Körper tat nach einer Weile ganz schön weh, aber irgendwie musste ich immer wieder lachen, wenn Holly den Hund, jedes Mal mit einem etwas röterem Kopf von mir runtergezogen hatte.
Aber dennoch war ich relativ froh, als wir den Hund schließlich bei Hagrid abgegeben hatten und uns in Richtung Schloss aufmachten, damit ich mich waschen konnte.
Ich mochte Holly. Sie war ein nettes Mädchen, welches mir einiges über sich und ihre, wie sie es nannte „tollpatschige Ader“ erzählte. Laut ihrer eigenen Aussage war sie eine Stammkundin im Krankenflügel, und wenn man sie mal suchte, und sie nicht im Schloss und Umgebung aufzufinden sei, man einfach mal da suchen sollte.
„Oder...vielleicht ist es besser, zuallererst da zu schauen. Da erspart man sich zumeist eine Menge Gesuche. Oder Man fragt bei Hagrid, ob Killer da ist. Wenn nicht bin ich mit ihm unterwegs.... meistens sind das so meine Hauptaktivitäten.“ Sie lachte und blickte zu mir herüber „und was machst du so das Schuljahr über?“
„Lernen...“ Ich seufzte und erzählte ihr über meine kleinen Zauber-Schwächen, davon, dass ich schon bei einigen Lehrern auf der Roten Liste stand, aber auch davon, das Lily seit einigen Wochen daran war, mir zu helfen.
„Lily Black?“ Sie dachte nach und grinste dann „Die mag ich. Ist ein nettes Mädchen, auch wenn man das von einer Slytherin nicht erwarten würde....“
Wir waren an einem Badezimmer angelangt „Stimmt...“ Sie lächelte und sie winkte, um sich von mir zu verabschieden „Man sieht sich bestimmt die Tage Moon!“
Ich winkte lächelnd zurück und trat ein, um mich von dem Schlamm an meinem Körper zu befreien.
Freundin Nummer zwei innerhalb ein paar Wochen. Das war mehr, als ich zu erwarten gehofft hatte.
3. Nickolas
Der Junge saß auf seinem Platz, auf alten Decken im Kellerraum, der sein Zuhause darstellte. Feucht war es hier. Feucht, kalt und insektenverseucht. Der Junge war es gewohnt. Er kannte es nicht anders. Strähnig hing ihm das fuchsrote Haar ins blasse Gesicht. Bleich und mager war er, als habe er bisher nur diesen Kellerraum gesehen. Starr blickten die hellgrauen Augen auf die nackte Wand. Trübe blickten sie, als weilten seine Gedanken nicht hier, in diesem Raum. Und so war es auch. Er dachte an die Worte, die sein Onkel ihm eben an den Kopf geworfen hatte. Im Streit. Die Worte, die den Jungen verletzten sollten. Die es geschafft hatten. Das erste Mal in seinem Leben hatte Nickolas etwas über seine Eltern erfahren. Und das mit 17 Jahren!
„Nutzloser Bastard! Stolz bist du auf seinen Vater? Meinen Bruder? Oder diese Schlampe, die sich deine Mutter nannte?“ Erschrocken war Nickolas gewesen. Hatte gefragt, was sein Onkel damit meinte. Und der hatte erzählt. „Dein Vater verließ Jasmin, deine Mutter, kurz nachdem er dich gezeugt hatte! Angst hatte er vor der Verantwortung! Angst vor dir! Zusammengefahren von diesen nutzlosen Muggeln wurde er...einige Monate später. Sieh mich nicht so an!“ Sein Onkel redete in der einzigen Lautstärke, die er kannte: Brüllen! Nick hatte schweigend dagesessen und gelauscht.
„Und deine Mutter. Nutzloses Stück Dreck. Kaum wert eine ‚Hexe’ geschimpft zu werden! Die ist vor Sorge beinahe eingegangen. Sorge um dich. Sorge um ihn. Sie wäre eingegangen, wäre ihre Freundin, diese Jeany, nicht gewesen. Die hat ihr geholfen. Als deine Mutter bei der Geburt gestorben ist, hat Jeany dich genommen.“
„Und ihr habt sie getötet.“, flüsterte der Junge mit erstickter Stimme.
„Sie wollte sich nicht hergeben.“, meinte der Onkel mit einem Achselzucken.
„Aber, du sagst immer, ich sei nichts wert. Nicht das bisschen, was ich zu Essen bekomme!“, jetzt hatte auch Nickolas angefangen zu brüllen.
„Hätten wir das wissen sollen? Das du dich nicht fügst?“
Damit war das Gespräch beendet gewesen und der Junge war hier runter geflüchtet, um nachzudenken.
17 Jahre lebte er nun schon in diesem Raum, gemeinsam mit Ratten und Maden, weil sein Vater geflüchtet, seine Mutter gestorben, und deren beste Freundin ermordet worden war. Ein Leben in Elend hatte er gelebt, als der Kleinste von allen. Als Nickolas Gaunt. Als der, der von allein geprügelt werden konnte. Als der Feigling. Nachdenklich drehte er seinen Zauberstab zwischen den Fingern. Wenn er es nur einmal jemanden zurückzahlen könnte! Nur einmal jemanden all den Schmerz spüren lassen, den er unter seiner Maske aus Abweisung und Kälte mit sich trug. Einmal wollte er, das jemand anderes spüren sollte, was er spürte.
„Nickolas!“ brüllte eine Stimme durch die Kellergänge. Seufzend schob der Junge den Zauberstab in den Hosenbund und stand auf. „Nickolas!“ Er würde kommen. Er würde nachsehen, was sie von ihm wollten. Welche Drecksarbeit es diesmal für ihn gab. „NICKOLAS GAUNT!“ Er trat aus dem Raum.
„Ich komme ja schon...“, murmelte er leise und lustlos, „ich komme schon...“